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Spaziergang/ Bockenheim

„Mit Falafel hier und einem Gläschen Wein dort lässt es sich zwischen Mendelssohnstraße und Leipziger durchaus gutgehen.“

Ok, wir wollen das Bild nicht überspannen, aber sie hat schon etwas von einer Grenze, die Senckenberg-Anlage. Von der Ludwig-Erhard-Anlage im Süden hin zum Palmengarten im Norden verlaufend, trennt sie die Stadteile Bockenheim und Westend. Also zumindest gefühlt. Denn faktisch liegen der für den studentischen Charakter des Viertels lange Zeit ikonische Campus Bockenheim und sogar die Bockenheimer Warte offiziell im Stadtteil Westend. Interessanterweise kommt damit zumindest einem Teil des heute durch-gentrifizierten Westends letztlich eine zentrale Rolle in der Studentenbewegung und dem Frankfurter Häuserkampf der frühen 1970er-Jahre zu. Aber das ist eine andere Geschichte. Wir ziehen heute keine Grenze, sondern starten unseren Spaziergang in der Mendelssohnstraße Ecke Kettenhofweg, also im südlichen Westend. Und zwar bei Liebesbrot (1). Die kleine Bäckerei mit Cafébetrieb, verglaster Backstube und einem kleinen Feinkostsortiment versorgt die Nachbarschaft und eingefleischte Fans aus anderen Stadtteilen von morgens bis in den frühen Abend (wochenends bis 14 Uhr) mit frischen Backwaren in Bioqualität, herzhaften Suppen und diversen Quiches zum Lunch sowie natürlich allerlei süßen Leckereien von Plunderstückchen über Kuchen bis zu schmucken Tartelettes. Nach kurzem Schlange stehen und leichter Überforderung, ob der diversen Leckereien in der Auslage, fällt die Entscheidung auf noch ofenwarme Butter-Croissants – manche sagen, hier gebe es die besten der Stadt – und Milchkaffee to go. Croissant knuspernd mäandern wir über die Mendelssohn- und Corneliusstraße zum Beethovenplatz und vorbei an der im späten 19. Jahrhundert im Stil des Historismus erbauten Christuskirche bis zur Senckenberg-Anlage. 

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Vorbei an T-Rex und aus dem Boden brechender U-Bahn spazieren wir über den mittlerweile geisterhaften Campus Bockenheim. Auch wenn man hier zwischen verwitterten Fassaden und bunter Graffiti-Kunst über verschobene Waschbetonplatten stolpernd kaum mehr Studierende mit Büchern unter den Armen alte weiße Männer zitieren hört, seinen Charme hat sich der Campus ein Stück weit bewahrt. Dafür sorgen nicht zuletzt das Kommunikationszentrum im Studierendenhaus, besser bekannt als Café KoZ, und die ADA-Kantine in der ehemaligen Akademie der Arbeit. Ein ebenfalls lebendiges Überbleibsel aus der Zeit, als man hier noch im Hörsaal rauchend die Dialektik der Aufklärung diskutierte, ist die Karl Marx Buchhandlung (2) in der Jordanstraße, kaum eine Gehminute vom Campus entfernt. Die linke Fachbuchhandlung steht seit über 50 Jahren für eine singuläre Sachkompetenz und Sortimentstiefe von philosophischer, kultur- und sozialwissenschaftlicher Literatur. Mit dem Campus in Sichtweite kann man sich hier nicht nur mit schweren Philosophieklassikern eindecken. Auch ausgesuchte Belletristik, aktuelle Neuerscheinungen und Kinderbücher fernab des Mainstreams stehen auf dem Programm. 

 

Nach ausgiebigem Stöbern lassen wir die gebundene Ausgabe von Max Webers gesammelten Werken links liegen und greifen stattdessen nach kurzem Reinlesen und plötzlichem Hunger zu Ilija Matuskos „Verdunstung in der Randzone“. Anschließend geht es zurück zum Campus, denn heute ist Donnerstag und damit Wochenmarkt (3) auf der Bockenheimer Warte. Wir mischen uns unter Alt und Jung, die sich hier an den diversen Obst- und Gemüseständen, fahrenden Wurst- und Käsetheken, beim Feinkosthändler und der Kartoffelfrau mit frischen und nicht selten regionalen Produkten fürs Wochenende eindecken. Während wir eine Packung Grüne-Soße-Kräuter zu Matusko (Wein aus Kroatien) in den Beutel packen, beobachten wir, wie sich vereinzelt Studierende zur Mittagspause aus der Universitätsbibliothek stehlen – erkennbar an den durchsichtigen Taschen – und sich zur Leipziger Straße durchschlängeln. Schließlich bieten hier unzählige Imbisse und Restaurants von Thaiküche und Falafel bis Pizza und persisch reichlich Gelegenheit für ein günstiges Mittagessen. 

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Mit einer Bratwurst bewaffnet zieht es auch uns in die Leipziger. Das Ziel: Le Coccole (4)ein Kinderladen in einer Seitenstraße auf der Höhe der U-Bahn-Station Leipziger Straße. Hätten wir nicht bereits ein Buch im Gepäck, würden wir noch bei der Buchhandlung Eselsohr haltmachen, an deren Schaufenster wir vorbeikommen, bevor wir den liebevoll eingerichteten Eckladen von Inhaberin Angelique Aprile betreten. Wer wie wir auf der Suche nach einem nachhaltig und mit schadstofffreien Materialien produzierten Geschenk ist, wird hier zwischen Holzspielzeug, Teddys, Stramplern und Co. fündig. Neben Erstausstattungen finden stilbewusste Eltern alles, was sie gebrauchen können – beste Beratung inklusive. 

 

Nun geht es zu unserer letzten Station. Dafür müssen wir zurück auf die Leipziger, wo wir kurzerhand die U-Bahn (U6/7) in Richtung Innenstadt nehmen. Wir fahren zwei Stationen bis Frankfurt Westend, wo es wieder an die Oberfläche und direkt rein in Gregor’s Boutique Vinothek (5) geht, um den passenden Wein zur Grünen Soße zu besorgen. Gut beraten von Inhaber und Önologe Gregor Bernd gönnen wir uns noch ein Gläschen aus dem offenen Ausschank, bevor es heim und ans Kochen geht.  

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